Kommentar zur Open Access Resolution der JLU

Wir begrüßen, dass sich das Präsidium der Universität in einer Resolution zu den Prinzipien des Open Access bekennt. Durch das Webangebot der Bibliothek und den eingerichteten Publikationsfond macht die Universität deutlich, dass es hierbei nicht nur Worte sondern auch um konkrete und gezielte Förderungsmaßnahmen geht. Wir bedauern allerdings, dass diese Maßnahmen nicht in einem größeren Kontext zur Förderung der Verwendung offener Daten und offener Formate an der Universität stehen und dass keine weiteren Anstrengungen in dieser Richtung erkennbar sind. Wir werden weiterhin daran arbeiten, in den hochschulpolitischen Gremien ein Problembewusstsein zu schaffen und präsentieren als Diskussionsgrundlage einen von uns erarbeiteten Entwurf:

—-

Über die Bedeutung von offenen Daten in der Universität

Die Rolle der Universität in der Gesellschaft

Universitäten nehmen sowohl im wirtschaftlichen Zusammenhang als auch innerhalb der Gesellschaft eine besondere Position ein. Sie sind öffentlich finanziert und die Wissenschaftler als tragende Mitglieder handeln nicht primär aus ökonomischem Antrieb. In der Vergangenheit waren die Hochschulen oft der Ort, von dem gesellschaftliche Veränderungen ausgegangen sind. Konzepte, die jetzt an der Universität umgesetzt werden, werden sich mit der Zeit auch auf die gesamte Gesellschaft auswirken, da die jetzigen Studierenden dann auch zur Änderung des Verhaltens der Akteure in Wirtschaft und Wissenschaft beitragen.

Offene Daten in öffentlichen Institutionen

Wir glauben, dass die Universität auch in Zukunft der Ausgangspunkt für eine transparentere und innovationsfreundlichere Gesellschaft sein wird. Es sei daran erinnert, dass das Internet seine flächendeckende Ausbreitung als Hilfsmittel der Wissenschaft zum einfacheren Austausch von Forschungsergebnissen erfuhr. Allerdings müssen dazu immer wieder auch hochschulpolitisch die Weichen richtig gesetzt werden. In einem Punkt hinken deutsche Universitäten sogar massiv hinterher: Immer mehr Länder und Institutionen, wie die USA, Großbritannien oder die EU setzen auf OpenData, also auf die kostenlose und einfache Bereitstellung aller nicht personenbezogenen Daten. Dies fördert nicht nur die Transparenz der Verwaltung, sondern ermöglicht auch innovativen Start-Ups, also neu gegründeten Unternehmen, diese zu nutzen und innovative Produkte auf deren Grundlage zu entwickeln. Hier könnte die Universität innerhalb der deutschen öffentlichen Institutionen eine Vorreiterrolle einnehmen, indem sie ihre mit staatlichen Mitteln erbrachten Forschungsergebnisse und Rohdaten in offenen Formaten zugänglich macht. Auch für Lehrbücher und Skripten, die von den Dozierenden im Zuge ihres Lehrauftrages erstellt werden, sollten ähnliche Regelungen gefunden werden.

Ansätze für die Hochschulpolitik

Offene Formate

Die Etablierung von offenen Formaten in verschiedenen Zusammenhängen an der Universität ist ein erster Schritt, um sie auch in weiteren Bereichen der Bevölkerung und der Verwaltung einzuführen. Technisch bedeutet dies zunächst, dass die Formate für den Dokumentenverkehr innerhalb der Universität festgelegt werden sollten. Nur wenn die Dokumente in einem freien Format, also einem dessen Spezifikationen offengelegt sind und dessen Verwendung frei von Lizenzgebühren ist, zur Verfügung gestellt werden, kann auch garantiert werden, dass sie jedem zugänglich sind. Dies gilt sowohl für Dokumente, die an Studierende weitergegeben werden, als auch für Dokumente, die innerhalb der Verwaltung ausgetauscht werden. Dies soll für Kompatibilität sorgen und verhindern, dass die einzelnen Abteilungen Lizenzen für Software erwerben müssen, nur um die Schriftstücke anderer Abteilungen öffnen zu können, obwohl sie die Funktionalität, die mit diesen Programmen einhergeht nicht benötigen.

Open Access

Die heutige Veröffentlichungspraxis für wissenschaftliche Artikel ist durch Verlage organisiert, die die Arbeiten der Wissenschaftler in Zeitschriften zusammenzuführen. Diese verkaufen sie an die Universitätsbibliotheken. Damit bezahlt die Universität zweimal. Zum einen sichert sie den Lebensunterhalt der Wissenschaftler und sorgt dafür, dass sie in der Lage sind, ihre Forschung durchzuführen. Zusätzlich bezahlt sie für diese Arbeit noch einmal, wenn sie die Zeitschriften kauft, in denen die Ergebnisse veröffentlicht werden. Die Verlage verdienen somit lediglich an der Organisation des Review-Prozesses und an dem im Laufe der Zeit erworbene Markenimage, dass mittlerweile als geschätzter „impact factor“ vielen Ranglisten zugrunde liegt. Wir sind davon überzeugt, dass diese beiden Dienstleistungen durchaus auch zu organisieren ist, ohne eine Zugangsbeschränkung für die interessierte Öffentlichkeit zu errichten. Daher soll die aktuelle Veröffentlichungspraxis durch ein System der Open Reviews ersetzt werden. Wissenschaftler sollen wie bisher gegenseitig ihre Arbeiten überprüfen, die Veröffentlichung der überarbeiteten Artikel soll aber nicht mehr über Verlage, sondern über offene Plattformen geschehen. Dazu ist es notwendig, die technische Infrastruktur zur Verfügung zu stellen (Server, Pflege der Plattformen) und die Veröffentlichungspraxis an der Hochschule zu verändern. In der heutigen Konstellation bezahlt der Verlag weder den Autor noch die Reviewer. Die Reputation, um die es dem Autor stattdessen geht, kann auch bei einer offenen Veröffentlichung durch Publikation und Zitate erreicht werden.